10.09.2023

 

 

Thomas Ullmann

Vermögensverwalter
Dietrich & Richter Private Asset Management AG

 

 

Meinen ersten Bitcoin

… kaufte ich im Februar 2014 für 485 €, gut zwei Jahre später verkaufte ich ihn wieder für 651 € und hatte das Gefühl, ein gutes Geschäft gemacht zu haben – immerhin 34% Gewinn, steuerfrei.

Hätte ich nicht verkauft, läge der Gewinn heute bei über 5.000%, allerdings hätte ich sehr starke Schwankungen aushalten müssen. 2014 hielt ich den Bitcoin für ein exotisches, vielleicht auch etwas dubioses technisches Projekt, aber immerhin interessant genug, es einmal auszuprobieren.

Heute denke ich, dass der BTC das Potenzial hat, perfektes Geld zu sein und unser Geld- und Finanzsystem grundsätzlich zu verändern. Das klingt für viele vermutlich absurd: wie kann etwas, dessen Wert extremen Schwankungen unterliegt, überhaupt als Geld taugen, geschweige denn als perfektes Geld? Und was ist überhaupt der Bitcoin? Das sind doch nur Daten auf so einer Blockchain ohne echten Wert? Das soll Geld sein?

Aktuelles Geldsystem

Man muss ein wenig ausholen, um unser aktuelles Geldsystem zu erläutern. Das Thema ist komplex und es wurden zahlreiche Bücher darüber geschrieben ­- es kann hier nur knapp angerissen werden.

Die meisten Menschen nehmen vermutlich unser derzeitiges Geldsystem als gegeben an, ohne es zu hinterfragen. Geld wird von Staaten herausgegeben bzw. von deren Notenbanken, es unterliegt staatlicher Kontrolle, und es gibt so etwas wie „Inflation“, d.h. das Geld verliert im Laufe der Zeit mehr oder weniger schnell seine Kaufkraft – für die gleiche Summe kann man immer weniger kaufen, eine Erfahrung, die aktuell jeder im Supermarkt machen kann. In dieses System sind die meisten von uns hineingeboren worden und nehmen es als selbstverständlich und alternativlos hin.

Ein Blick in die Geschichte zeigt aber, dass dieses System keineswegs alternativlos und eigentlich auch noch gar nicht so alt ist, es besteht seit 1971, als Präsident Nixon die Goldbindung des US-Dollars aufhob. Seit diesem Zeitpunkt haben wir weltweit ein System von ungedecktem sog. Fiat-Geld, das ausschließlich auf Vertrauen bzw. auf staatlichem Zwang beruht und dessen Geldmengen kontinuierlich anwachsen.

Goldstandard

Vor 1971, im 19. und in weiten Teilen des 20. Jahrhunderts, beruhte das Geldsystem auf einem Goldstandard, in dem alle großen Währungen an Gold (und teilweise Silber) gebunden und damit auch zu festen Kursen untereinander tauschbar waren. Unter dem Goldstandard war der Geldwert weitgehend stabil oder sogar steigend (Deflation), man konnte also in Geld (d.h. Gold) sparen und sich sicher sein, dass die Ersparnisse ihren Wert behalten oder sogar steigern würden. Durch die Goldbindung war das Geld weitgehend unabhängig von Staat und Banken und konnte nicht nach Belieben vermehrt werden.

Seit 1971 kam es zu erheblichen Veränderungen in der Wirtschaft weltweit, einen guten Überblick bietet die Website https://wtfhappenedin1971.com. Hier beispielhaft eine Grafik der Verbraucherpreise in den USA seit 1775. Man sieht deutlich, dass unter dem Goldstandard weitestgehend Preisstabilität herrschte (die USA waren zwischen 1873 und 1933 auf einem reinen Goldstandard, davor auf einem Gold-/Silberstandard, seit 1933 wurde der Goldstandard schrittweise gelockert und 1971 endgültig aufgegeben). Stark inflationäre Entwicklungen gibt es vor allem seit 1971, also unter dem Fiat-Geldsystem.

 

Was macht gutes Geld aus?

Nach dem Ökonomen Saifedean Ammous, Autor der empfehlenswerten Bücher „Der Bitcoin Standard“ und „Der Fiat Standard“, sind es vor allem drei Eigenschaften, die gutes Geld haben sollte. Ammous spricht von „Salability“, der Handelbarkeit des Geldes in verschiedenen Dimensionen:

  • Salability across time (Wertstabilität)
  • Salability across space (Transportabilität)
  • Salability across scales (Teilbarkeit)

Wie schneiden hier die Kandidaten ab? Die nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick:

 

 

 

Gold punktet vor allem durch Wertstabilität, seine Transportabilität und Teilbarkeit ist mittelmäßig gut. Größere Mengen Gold zu transportieren ist teuer und mit Risiken verbunden. Es ist zwar homogen und gut teilbar, aber für die Zahlung kleinerer Beträge ungeeignet.
Spiegelbildlich zu Gold sind die Stärken des modernen Fiat-Geldes: es ist sehr gut transportabel und beliebig teilbar. Allerdings gibt es Probleme mit der Wertstabilität, die sogar so weit gehen können, dass die Währung komplett kollabiert (Hyperinflation/Währungsreform).
Und Bitcoin? Die Transportabilität und Teilbarkeit ist sehr gut, sogar noch besser als bei Fiat. Aber der Wert ist bisher alles andere als stabil. Allerdings gibt es einen wichtigen Unterschied: während die Wertentwicklung der Fiat-Währungen praktisch nur eine Richtung kennt (Wertverlust), hat Bitcoin (unter sehr starken Schwankungen) in seiner bisherigen Geschichte eine spektakuläre Wertsteigerung hingelegt. Er ist also eher deflationär, was aus Sicht des Geldhalters bzw. Sparers eine gute Eigenschaft ist, da das Ersparte im Laufe der Zeit an Wert gewinnt und man sich immer mehr dafür kaufen kann. Idealerweise kombiniert der BTC also die Stärken der beiden anderen Alternativen: er ist transportabel und teilbar wie Fiat und sein Wert ist stabil oder steigend – wie bei Gold.

Als Zahlungsmittel (noch) eher ungeeignet

Die bisherigen Kursschwankungen des BTC sind allerdings extrem hoch und machen ihn als Zahlungsmittel eher ungeeignet. Kürzlich habe ich in Berlin ein Abendessen im Wert von 80€ in BTC bezahlt, was problemlos geklappt hat. Am nächsten Tag habe ich mich allerdings geärgert, als es dann schon 90€ waren, da der BTC gestiegen war… Die Zahlungsfunktion des BTC ist heute noch ziemlich exotisch und nicht wirklich praktikabel, obwohl sie technisch einwandfrei funktioniert.

Man muss sich klarmachen, dass der BTC noch sehr jung ist und ganz am Anfang seiner Entwicklung steht. Immerhin ist die Marktkapitalisierung (Wert aller Bitcoins) in weniger als 15 Jahren von Null auf aktuell über 500 Mrd. US-$ gestiegen, und dies in einem reinen Marktprozess aufgrund freiwilliger Entscheidungen der Marktteilnehmer und ohne irgendwelche staatliche Unterstützung, im Gegenteil sogar gegen erhebliche Widerstände. Das ist schon recht beeindruckend. Sollte diese Entwicklung weitergehen, und im Moment spricht vieles dafür, dann könnte bei weiter steigender Akzeptanz des Bitcoin und steigender Marktkapitalisierung ein neues, freies, von Staaten und Banken unabhängiges Geldsystem entstehen, ähnlich dem Goldstandard, aber viel besser angepasst für unsere digitale globalisierte Welt. Im Zeitverlauf sollten auch die Kursschwankungen des BTC deutlich kleiner werden oder sogar ganz verschwinden bzw. in eine stetige leichte Wertsteigerung übergehen. Wir hätten dann also ein Geld, dessen Wert stabil ist oder steigt, in dem sich sparen wieder lohnt, das nicht beliebig vermehrbar und unabhängig von Staat und Banken ist – perfektes Geld gewissermaßen.

Nur eine Utopie?

Das ist sicher Stand heute eine Utopie, und es gibt selbstverständlich auch gute Argumente dagegen bzw. Hindernisse. Das aktuelle Geldsystem hat sich trotz seiner Probleme zumindest in Ländern mit relativ harten Währungen durchaus bewährt, und es hat Befürworter, die über sehr viel Macht verfügen, deren Macht sich teilweise sogar aus dem Geldsystem selbst ergibt und die sicherlich ihre Privilegien nicht ohne weiteres aufgeben werden. Aber die Zeit der Dominanz des US-Dollars als unangefochtene Weltleitwährung scheint langsam zu enden. Zuletzt diskutierten die BRICS-Staaten eine neue goldbasierte Gemeinschaftswährung, und womöglich hat auch Bitcoin eine wichtige Rolle in einer zukünftigen neuen Geldordnung.

Attraktive Geldanlagemöglichkeiten

Auf dem möglichen Weg dahin ist der BTC aber zunächst einmal auch eine attraktive Geldanlage in der Fiat-Welt, in der wir uns alle bewegen und auch noch lange bewegen werden. Dies kann eine „buy-and-hold“ – Anlage sein, für die Anleger allerdings starke Nerven benötigen, um die extremen Schwankungen auszuhalten. Eine Alternative sind Anlageprodukte, die relativ konstante Erträge in € erzielen, aber auf Bitcoin beruhen. So konnte etwa die „Plan B“ Strategie seit Auflegung vor zwei Jahren ein Plus von 24%  unter geringen Schwankungen erzielen, während der BTC im gleichen Zeitraum unter starken Schwankungen mehr als 40% an Wert verlor. Man kann also am langfristigen Aufwärtspotenzial des BTC partizipieren, ohne den starken Schwankungen ausgesetzt zu sein.

 


Zertifikat:           Plan B Krypto Assets Strategies ETI
Gesellschaft:      Dietrich & Richter Private Asset Management AG


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