04.07.2023

Die aktuell hohen Inflationsraten bringen so manches Unternehmen in große Schwierigkeiten, wenn es gestiegene Kosten bei Zulieferern, Material und Mitarbeitern nicht an seine Kunden weitergeben kann. Viele Fondsmanager favorisieren daher Unternehmen, die angesichts einer sehr guten Marktstellung genau dazu in der Lage sind, also eine hohe Preissetzungmacht haben.

Das Thema ist viel diskutiert, wurde aber selten so greifbar dargestellt, wie es Dominikus Wagner und Dr. Dirk Schmitt nachstehend am Beispiel des Schweizer Nahrungsmittelkonzerns Nestlé erläutern – beachten Sie insbesondere die Grafik mit der imposanten Entwicklung des organischen Wachstums!

Nestlé genießt seit vielen Jahren eine Ausnahmestellung unter den Consumer Staples-Unternehmen und hat diese zuletzt in der (Kosten-)Inflationskrise eindrucksvoll unter Beweis gestellt. So ist es Nestlé in diesem extrem anspruchsvollen Umfeld gelungen, Preismacht in Perfektion zu demonstrieren und seine Preiserhöhungen so auszutarieren, dass Einbußen beim Absatz vermieden werden konnten. Auch in den Jahren vor der Corona-Pandemie, als Preiserhöhungen im Allgemeinen nicht ohne Weiteres durchsetzbar waren, hatte es das Unternehmen geschafft, seinen Umsatz Jahr für Jahr organisch deutlich zu steigern, vor allem über einen höheren Absatz. Hier zahlte sich die konsequente Strategie der Premiumisierung des Produktportfolios unter dem seit 2017 amtierenden CEO Schneider aus, der mit seinem ebenso aktiven wie umsichtigen Portfoliomanagement das Geschäft stärker auf schneller wachsende und profitablere Produktkategorien wie z.B. das Geschäft mit Tiernahrung (Purina), Kaffee (Nespresso, Starbucks) oder Vitamine/Nahrungsergänzungsmittel ausrichtet.

Goldstandard im Consumer Staples Bereich

Demgegenüber haben viele andere Consumer Staples wie z.B. Unilever, Danone, General Mills oder Mondelez aufgrund von zu wenig Veränderungswilligkeit und/oder zu wenig Veränderungsfähigkeit mit strukturellen Wachstumsproblemen zu kämpfen. Die Volumenartikel dieser Firmen, die einen relativ hohen Anteil am Sortiment ausmachen, wurden während der Corona-Pandemie zwar stark nachgefragt, was die Defizite im Produktportfolio aber nur vorübergehend kaschieren konnte. Nachdem sich der “Corona-Schleier” nun wieder gelüftet hat, treten die alten Probleme erneut zu Tage. Das Produktportfolio wird weiter stark von Volumenmarken geprägt, während Premiumprodukte mit der nötigen Preismacht unterrepräsentiert sind. Es fehlt ein sinnvolles aktives Portfoliomanagement der Unternehmen, um durch den Verkauf von wachstumsschwachen Geschäften einerseits und die Investition in attraktive Wachstumsmärkte andererseits an diesem Zustand etwas zu ändern.

Bei Nestlé läuft das überlegene Produktportfolio mit seinen attraktiven Topmarken dagegen in allen Phasen verlässlich gut und wird konsequent hin zu höherwertigen Produktkategorien weiterentwickelt (z. B. Gesundheit). In unseren Augen gilt Nestlé daher zurecht als der Goldstandard unter den Consumer Staples-Firmen.

Allen Krisen zum Trotz: 1.000% in 20 Jahren

Diese brillante operative Performance, die Nestlé seit Jahren unter Beweis stellt, ist unter langfristigen Aspekten der entscheidende Taktgeber für die Performance der Aktie. Denn generell gilt: Der Free Cash Flow, also der echte unternehmerische Gewinn, bestimmt langfristig die Entwicklung des Unternehmenswertes und somit nachgelagert dann ebenfalls den Aktienkurs eines Unternehmens. Doch dieser Kausalzusammenhang gilt eben nur auf lange Sicht, also über Zeiträume von mehreren Jahren und Jahrzehnten. Kurzfristig wird er überlagert durch die Emotionen von Anlegern, die der täglichen Nachrichtenflut oftmals mehr Bedeutung beimessen als auf die langfristigen Ertragsaussichten erstklassiger Qualitätsunternehmen zu vertrauen. Oder wie es Benjamin Graham einmal sagte: „In the short run, the market is a voting machine, but in the long run, it is a weighing machine.“ Es ist somit die operative Performance eines Unternehmens, der langfristig auch die Performance der Aktie folgt. Am Beispiel von Nestlé lässt sich sehr anschaulich nachvollziehen, dass sich mit qualitativ hochwertigen „Langweiler“-Unternehmen, die verlässlich und hochprofitabel wachsen, an der Börse langfristig weitaus mehr Geld verdienen lässt als mit „spannenden Stories“ oder „heißen Tipps“, und dies bei einem sehr deutlich geringeren Investitionsrisiko. So konnte die Aktie von Nestlé allein in den letzten zehn Jahren eine Wertsteigerung von 190% oder 11,2% p.a. erzielen. Besonders geduldige Investoren wurden mit Nestlé im Portfolio in den letzten 20 Jahren sogar mit einer kumulierten Rendite von über 1.000% reichlich belohnt. Das entspricht einer durchschnittlichen Wertsteigerung von 12,9% pro Jahr.

Was lernen wir daraus? Nestlé als Paradebeispiel eines „Langweiler”-Unternehmens unterstreicht sehr eindrucksvoll, dass es keine sinnvollere, substanziell sicherere und zugleich lukrativere Investitionsmöglichkeit gibt, als sich langfristig an Firmen mit herausragenden, krisenfesten und profitablen Geschäftsmodellen zu beteiligen, die verlässlich und stark wachsen, auch in allgemein schwierigen konjunkturellen Zeiten wie einer Rezession.

Warum nicht in Coca-Cola investieren?

 


Fonds: Wagner & Florack Unternehmerfonds – ISIN DE000A1C4D48 (I) / DE000A2H9BB2 (P)
Fonds: Wagner & Florack Unternehmerfonds flex – ISIN DE000A2P23M1 (C) / DE000A2P23L3 (P)
Gesellschaft: Wagner & Florack AG


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