23.01.2024

(Von Dr. Leif Richter, Dietrich & Richter Private Asset Management AG)

Bitcoin-ETF Genehmigung – ein Sell-the-News-Event

Die langerwartete Einführung der Bitcoin-ETFs in den USA stellt sich bisher als ein „Sell-the-News-Event“ dar. Welche kurz-, mittel- bis langfristigen Perspektiven ergeben sich daraus und wie können diese Überlegungen sinnvoll im Portfolio-Management mit eingebaut werden?

Fragt man Bitcoin-Enthusiasten nach ihrer Anlagestrategie bezüglich des Bitcoins, bekommt man in der Regel die Antwort „HODLN“. Die ursprünglich durch einen Tippfehler entstandene Aussage „I AM HODLING“ (eigentlich „I am holding“) unterstreicht die langfristige Ausrichtung überzeugter Bitcoin-Investoren, die nur wenig auf die starken kurzfristigen Schwankungen des Bitcoins geben – ganz im Sinne der „Schlaftabletten-Taktik“ des Börsengurus André Kostolany.

Hintergrund dieser langfristigen Ausrichtung und Überzeugung sind dabei die positiven und mitunter revolutionären Eigenschaften, die das Bitcoin Netzwerk mit sich bringt. Charakteristika im Hinblick auf Dezentralität, Sicherheit und Unabhängigkeit schaffen eine Architektur, die durchaus neue Meilensteine aufstellt. Erkenntnisse und „Aha-Momente“, mit denen sich nicht nur die Kritiker des Bitcoins, sondern eigentlich jeder Anleger einmal sachlich auseinandersetzen sollte – insbesondere im Kontext der heutigen geopolitischen und wirtschaftlichen Gesamtlage.

Welche kurz- und mittelfristigen Einflüsse gilt es aber zu beachten, und wie können diese sinnvoll in einem Portfolio umgesetzt werden?

Große Erwartungen

Die Genehmigung der Bitcoin ETFs bringt in erster Linie die folgenden Erwartungen mit sich:

  1. Erhöhte Zugänglichkeit und Liquidität: Bitcoin ETFs ermöglichen es Anlegern in den USA, in Bitcoin zu investieren, ohne direkt die Kryptowährung kaufen und verwahren zu müssen. Das macht Bitcoin für eine breitere Anlegerschaft zugänglich. Diese erhöhte Zugänglichkeit könnte zu einer erhöhten Nachfrage und potenziell zu einem höheren Kurs führen.
  2. Institutionelle Investitionen: Durch ETFs wird es für institutionelle Anleger einfacher, in Bitcoin zu investieren. Institutionelle Investitionen können größere Kapitalströme bedeuten, was wiederum den Kurs beeinflussen kann.
  3. Reduzierte Volatilität: Theoretisch könnten Bitcoin ETFs dazu beitragen, die Volatilität von Bitcoin zu verringern, da sie für eine stetigere und diversifiziertere Anlegerbasis sorgen. ETFs sind tendenziell langfristig orientierte Investitionen, was die kurzfristige Spekulation verringern und zu einer Stabilisierung des Marktes beitragen könnte.
  4. Marktlegitimierung: Die Einführung von Bitcoin ETFs durch große Börsen und Finanzinstitutionen verleiht der Kryptowährung zusätzliche Legitimität, was das Vertrauen von Anlegern stärken und den Kurs positiv beeinflussen kann.
  5. Regulatorische Auswirkungen: Bitcoin ETFs bringen auch eine gewisse regulatorische Aufsicht mit sich, was zu einer wahrgenommenen Sicherheit unter Anlegern führen kann, aber auch regulatorische Herausforderungen und Unsicherheiten birgt, die den Markt beeinflussen können.

Reduzierte Schwankungen – nur ein Szenario

„Kann“, „könnte“ und „theoretisch“ sind die Schlüsselwörter in dieser Erwartungsformulierung, wobei der Anspruch an die institutionellen Investitionen und die reduzierte Volatilität auch schnell ins Gegenteil umschlagen können. Institutionelle Investoren – insbesondere große Häuser wie BlackRock, JPMorgan & Co. – sind auch dafür bekannt, Kurse in „ihrem Sinne positiv zu beeinflussen“. Das soll heißen, dass große Anlagevolumina durch diese Häuser in den Markt kommen, die damit eigene Ziele verfolgen. Im Umkehrschluss kann dies zu einer erhöhten Volatilität führen, was den Bitcoin für viele klassische Anleger, die an stetigen und schwankungsarmen Wertentwicklungen interessiert sind, weniger attraktiv macht.

Wie also das Depot und die Anlagestrategie aufstellen und ausrichten? Stellt man sich die Frage, ob Bitcoin ein Risiko im Depot ist, muss man sich auch die Frage stellen, welches Risiko man eingeht, wenn man keinen Bitcoin im Depot als weitere Assetklasse hat.

Kurzfristige Anlagen im Bitcoin sind bei der zugrunde liegenden Volatilität per Definition Spekulation – „Zocken“ oder „Wetten“ umschreiben eine kurzfristige Anlageüberlegung im Bitcoin wohl am besten.

Eine mittel- oder langfristige Anlage mit Bitcoin sind somit die Szenarien, mit denen man sich als Anleger oder Portfoliomanager beschäftigen sollte. Die Volatilität sollte aber dennoch nicht unterschätzt werden. Insbesondere weil die mitunter heftigen Amplitudenausschläge der Kursentwicklung auch bei kleinen Gewichtungen im Portfolio massive Auswirkungen auf die Gesamtperformance haben können, was wiederum schnell zu einer Verzerrung der Performancedarstellung des Portfolios führt.

Im eingangs beschriebenen „HODL-Szenario“ kann es also durchaus sinnvoll sein, Bitcoin zu kaufen und in der Performancemessung von anderen Assets zu separieren. Weiterhin sollte man sich in diesem Fall der langfristigen Anlage mit dem „direkten“ Kauf und der dahinterstehenden Netzwerkstruktur intensiver auseinandersetzen. Auch Sparpläne, die direkt Bitcoin erwerben, sind hier mittlerweile eine interessante Variante.

Hohe Vola mit Derivate-Strategien nutzen

Bei einer mittel- oder langfristigen Anlageüberlegung mit dem Ziel, eine weitere Assetklasse als potentiell attraktive Renditequelle zu erschließen, kann die Volatilität in Verbindung mit Options- und Futurestrategien eine sinnvolle Überlegung darstellen.

So konnte etwa die „Plan B Krypto Assets“ Strategie seit Auflegung am 01.09.2021 ein Plus von 30,2% bis zum 31.12.2023 unter geringen Schwankungen erzielen, während der Bitcoin im gleichen Zeitraum unter starken Schwankungen 9,8% an Wert verlor (siehe Grafik).

Der Bitcoin ist und bleibt interessant. Die jüngsten Entwicklungen bestätigen die Akzeptanz in der Investmentwelt. Die Frage, wie man den Bitcoin in das eigene Portfolio einbaut, ist sehr stark abhängig vom eigenen Risikoverständnis.

In der Kombination des Bitcoins mit Options- und Futurestrategien erschließt sich in jedem Fall eine Variante, am langfristigen Aufwärtspotenzial des Bitcoins zu partizipieren und eine neue Assetklasse im Portfolio zu etablieren, ohne den starken Schwankungen – durch welche Hintergründe auch immer – direkt ausgesetzt zu sein.

 

Grafik: Quelle Performancebericht Plan B Krypto Assets 4. Quartal 2023

 


Zertifikat:           Plan B Krypto Assets Strategies ETI
Gesellschaft:      Dietrich & Richter Private Asset Management AG


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