Was sagen Investoren zu den von Ihnen erworbenen Boutiquenfonds? In einer losen Reihe befragen wir an dieser Stelle Marktteilnehmer und bitten sie, Stellung zu nehmen zu einem Boutiquenfonds. Dabei interessieren besonders Kaufgründe, konkreter Einsatz sowie Erfahrungen mit Fonds und Manager. *
Jürgen Dumschat
LORIAC Low Risk Asset Control GmbH
Fonds: Seahawk Equity Long Short
Boutique: Seahawk Investments GmbH
- Herr Dumschat, wann haben Sie den Fonds gekauft?
Viel zu spät (lacht) – nein, im Ernst: Wir haben den Fonds schon sehr früh entdeckt. So war ich ja u.a. in der Jury, die den Fonds in 2021 mit dem Boutiquen Award für die Top-Innovation ausgezeichnet hat. 2022 gewann er dann auch noch den Boutiquen Award für Liquid Alternatives. Gekauft haben wir den Fonds für den Mehrwertphasen Balance Plus UI allerdings erst am 21.10.2022.
- Was waren die Hauptgründe für den Kauf?
Das Konzept und die dahinter stehenden Personen sowie die globale Vernetzung überzeugten mich von Anbeginn an. Wir wollten jedoch nicht leichtfertig in einen Fonds investieren, der möglicherweise nur eine (für ihn) glückliche Marktphase nutzen konnte. Extrem steigende Frachtraten und Energiepreise haben auch vielen Long-only-Fonds in diesem Segment zu hoher Performance verholfen. Wichtig war uns, wie der Fonds mit stagnierenden und auch wieder fallenden Preisentwicklungen umgeht. Die Präsentation der Möglichkeiten und die Umsetzung in der Praxis sind eben leider oft nicht kongruent. Der Seahawk-Fonds hatte jedoch keinerlei „Lieferkettenprobleme“. Er performte unbeirrt und zeigte damit, dass er die Veränderungen in den zugrunde liegenden Märkten antizipieren und in der Long/Short-Ausrichtung des Fonds zum Wohle der Anleger umsetzen konnte.
- Wann setzen Sie aktive Fonds ein statt passive Strategien?
Eigentlich unterscheide ich gar nicht zwischen aktiv und passiv gemanagten Fonds. Das Kostenargument ist für mich obsolet, denn einen Fonds mit schlechterer – risikoadjustierter – Performance zu kaufen, weil er geringere Kosten hat, kann ja wohl keine ernstgemeinte Handlungsempfehlung sein. Und in letzter Konsequenz sind Fonds, die einem Index folgen, ja nicht wirklich passive Investments. Hier ist das aktive Management eben nur auf den Indexanbieter ausgelagert, der einer rein quantitativen Strategie folgt, wie sie mancher aktive Manager auch zur Grundlage seines Fondskonzepts festlegen könnte.
Generell kommen ETF´s jedoch als Absicherungsinstrument in Frage. Mit aktiv gemanagten Fonds könnte man bspw. nicht gezielt 10-jährige italienische Staatsanleihen mit doppeltem Hebel shorten. Vorteilhaft ist bei ETF´s auch die sofortige Kaufausführung unmittelbar nach der Ordererteilung. Interessant sind ETF´s oft auch in Nischenmärkten, in denen noch nicht klar ist, wer künftig Gewinner und wer Verlierer sein wird. So haben wir bspw. ETF´s für die Segmente wie eSports oder Cybersecurity auf der Watchlist, weil es hier (noch) keine aktiv gemanagten Fonds mit besseren Ergebnissen gibt.
- Waren Sie vor dem Kauf in direktem Kontakt mit dem Fondsmanager?
Selbstverständlich … und nicht nur, um ihm zum Gewinn der Boutiquen Awards zu gratulieren.
- Welche Rolle spielte das KnowHow des Managers für Ihre Kaufentscheidung?
Das spielt schon eine ganz entscheidende Rolle. Analysten in Büros auf drei Kontinenten und der Background der handelnden Personen in der Muttergesellschaft sind meines Erachtens ein ganz entscheidender Faktor für den herausragenden Erfolg.
- In wieweit hat der Fonds bisher Ihre Erwartungen erfüllt?
Voll und ganz, denn unsere Kaufentscheidung wurde ja aufgrund der erfüllten Erwartungen gefällt. Noch im November letzten Jahres hat der Fonds ein Allzeithoch markiert. Aber natürlich gilt auch für einen solchermaßen erfolgreichen Fonds, dass er seine Leistungsstärke jeden Tag aufs Neue unter Beweis stellen muss..
- Welches Hauptrisiko sehen Sie für den Fonds?
Das Hauptrisiko aller Long/Short-Fonds ist, dass sie auf beiden Seiten auf dem falschen Fuß erwischt werden könnten. Denken Sie bspw. an die Möglichkeit, dass ein blendend laufendes Unternehmen in einen Korruptions- oder Umweltskandal verwickelt wird. Die Long-Position verliert kräftig. Umgekehrt erhält ein wegen schlechter Entwicklungen geshortetes Unternehmen ein Übernahmeangebot. Wenn dies bekannt wird, schnellt der Kurs oft in Minutenschnelle in die Höhe und die Short-Position verliert entsprechend. Auch insoweit ist die Marktnähe des Managements und seiner Berater unverzichtbar, um frühzeitig zu agieren. Allerdings wirkt sich die breite Streuung von Long- und Short-Positionen risikomindernd aus.
- Entscheiden Sie sich öfter für Boutiquenfonds? Falls ja, welche Vorteile sehen Sie bei dieser Art Fonds besonders?
Mit Boutiquenfonds verhält es sich ähnlich wie mit eigentümergeführten Aktiengesellschaften: Ihre Manager konzentrieren sich auf ihr Produkt und betrachten den Erfolg als ihr Lebenswerk. Meist sind sie nennenswert mit eigenem Geld investiert. Für mich als Investor stelle ich immer wieder erfreut fest, wie schnell und unkompliziert man den Fondsmanager erreichen kann, der Fragen kompetent beantwortet statt mir zu sagen „Das ist eine sehr gute Frage.“, um sich dann tage- oder gar wochenlang Zeit zu lassen und letzten Endes doch keine zufriedenstellende Antwort zu liefern.
- Was könnten Investoren erwarten, die in Ihnen Geld anvertrauen?
Wer in den von mir beratenen Mehrwertphasen Balance Plus UI (WKN A2QCX6) investiert, kann sich auf aktives Management verlassen. Hier werden gezielte Anlageentscheidungen über die Auswahl von guten Zielfonds hinaus getroffen. So wird die Aktienquote in Krisenphasen gezielt abgesichert. Im ersten Quartal letzten Jahres war der Fonds per Saldo zeitweise sogar short in Aktien, was man normalerweise bei einem Dachfonds gar nicht erwartet. Dies gilt auch für die Anleihenseite, wo wir im Zinserhöhungszyklus Staatsanleihen aus den USA, Italien und Deutschland komplett geshortet haben. Zudem hat der Anleger über unseren Fonds Zielfonds im Portfolio, die er oft gar nicht selbst identifizieren könnte, weil ihm einfach die Zeit dazu fehlt. Opportunitäten werden zudem oft nur für einen vergleichsweise kurzen Zeitraum genutzt, was so in der unmittelbaren Finanzanlageberatung gar nicht umgesetzt werden könnte. Der Name unserer Gesellschaft LORIAC (Low Risk Asset Control) ist dabei Programm: Risikominimierung hat bei uns Vorrang vor Renditeoptimierung. Die Erfahrung zeigt, dass einen die Risiken eher unerwartet einholen als dass man völlig unvorbereitet mit Rendite überschüttet wird.
- Vielen Dank für dieses offene Gespräch und auch dafür, dass wir den von Ihnen vor Kurzem veröffentlichten Artikel zum Seahawk Fonds hier verlinken dürfen:
* Wichtiger Hinweis: Bei den in dieser Rubrik getätigten Äußerungen handelt es sich nicht um Kauf- oder Verkaufempfehlungen oder Finanzanalysen. Die Meinungen der befragten Fondsmanager und -berater eignen sich nicht zur direkten Übernahme in eigene Anlagestrategien. Basis von Kauf- und Verkaufentscheidungen sollten immer die gesetzlich vorgeschriebenen Verkaufsunterlagen wie Verkaufsprospekte und Jahresberichte sowie eine ausführliche individuelle Beratung sein.
Fonds: Seahawk Equity Long Short Fund – ISIN LU1910829313