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So sehen es unabhängige Asset Manager

Genug Krisen hatten wir in 2022 ohne Zweifel und vielerorts liest und hört man, das gerade beginnende Jahr könne ja nur besser werden.

Vor diesem Hintergrund interessiert viele Investoren, welche Chancen aber auch Risiken unabhängige Asset Manager derzeit sehen.

Auf den nächsten Seiten erläutern die von uns befragten Anlageexperten ihre Einschätzung

  • was das größte Risiko für ihr jeweiliges Marktsegment ist
  • und wo sie die größten Chancen sehen.

Schauen Sie gleich mal rein!


Wichtiger Hinweis: Bei den in dieser aktuellen Umfrage getätigten Äußerungen handelt es sich nicht um Kauf- oder Verkaufempfehlungen oder Finanzanalysen. Die Meinungen der befragten Fondsmanager und -berater eignen sich nicht zur direkten Übernahme in eigene Anlagestrategien. Basis von Kauf- und Verkaufentscheidungen sollten immer die gesetzlich vorgeschriebenen Verkaufsunterlagen wie Verkaufsprospekte und Jahresberichte sowie eine ausführliche individuelle Beratung sein.

Die Autoren bzw. die Unternehmen für die Sie tätig sind, besitzen zum Zeitpunkt der Veröffentlichung möglicherweise Positionen in den genannten Aktien.

FPM Frankfurt Performance Management AG

Thomas F. Seppi

Vorstand
FPM Frankfurt Performance Management AG


2023 wird kein langweiliges Jahr

Meine Top-Befürchtung: Der Markt wird phobisch. Das ist etwas anderes als risikobewusst. Risikobewusstsein löst eine Steigerung der analytischen Anstrengungen aus. Emotionalität senkt sie. Ein phobisch gewordener Anleger glaubt gar nicht mehr an Analysen, sondern nur noch an Befürchtungen.

2022 war das Jahr der „sich überlappenden Krisen“. Ein ganzes Rudel von Angsttreibern fiel über uns her. Sie sind noch da und könnten 2023 zu einem Jahr machen, in dem das Anlageverhalten primär ein Angstverhalten ist. Die Märkte müssen dann ständig außer der Sachlage auch noch die Bereitschaft mit reflektieren, die Fundamentalanalyse mit einer Phobie zu ersetzen. Möglichkeiten dafür gibt’s genug: die Lieferkettenphobie, Inflationsphobie, Rezessionsphobie, Energiephobie, Zentralbankphobie, Überschuldungsphobie, China-Phobie. 2022 hat uns Besorgtsein gelehrt. Die Hamburger Stiftung für Zukunftsfragen bestätigt: „64 Prozent der Deutschen blicken angstvoll auf 2023.“

Daher bestehen in 2023 nicht nur Risiken, sondern auch diverse Angstszenarien. Wichtig ist: Phobien sind ein Hinterher-Phänomen. Die EZB ist ein gutes Beispiel. Erst als Butter souverän die 3-Euro-Schwelle übersprang, deutete Team Lagarde eine leichte Inflationsphobie an.

Festzins-Fans müssen nicht mehr sinnlos Geld in Immobilien unterbringen, sondern bekommen nominal wieder was aufs Konto. Verschuldung kostet wieder Geld aber Anleihen werden attraktiver. Bei den Krypto Coins verdrängt Bewusstsein die Naivität.

Der Krieg in der Ukraine ist weiterhin sehr ernst, vor allem für die direkt Betroffenen. Die Anpassung an die wirtschaftlichen Folgen für Europa ist aber auf gutem Weg und als Konjunkturfaktor nicht ohne Ambivalenz. Die staatliche Investitionstätigkeit ist enorm gestiegen.

In direkten Gesprächen mit den Unternehmen…

…erlebten wir 2022 keine übertriebenen Phobien, sondern durchweg professionelle Unternehmenslenker, die auf Probleme mit klaren Strategien und Maßnahmen antworten. Tatsächlich waren bei den meisten Gesprächspartnern die Ergebnisse 2022 sehr erfreulich und häufig besser als erwartet. In 2023 kommen weitere Restrukturierungs- und Kostensenkungsmaßnahmen, um die gestiegenen Energie- und Einkaufspreise abzufangen, aber keine großen Stellenstreichungen, da der Bedarf an Fachkräften unverändert hoch ist. Zudem erscheinen die Unternehmen meist in der Position zu sein, gestiegene Aufwände weitergeben zu können. Dies führt trotz Margenrückgängen absolut zu ähnlich hohen Erträgen wie in den Vorperioden.

Es steht für uns aber fest, dass die derzeitigen niedrigen Bewertungen sehr angstgetrieben sind.

Wer wie ich glaubt, dass am Ende an der Börse die fundamentalen Tatsachen den Erfolg bringen, dem sage ich in Anlehnung an einen alten Werbeslogan:
Wir wissen nicht, was der Tankwart, Lehrer oder die BILD empfiehlt.
Wir empfehlen eine gute Dosierung in 603328, A0HGEX oder A0DN1Q.

Bleiben Sie optimistisch. 2023 wird ein gutes Jahr.


Fonds:             FPM Funds Stockpicker Germany All Cap – ISIN LU0124167924 / LU0850380873
Fonds:             FPM Funds Stockpicker Germany Small/Mid-Cap – ISIN LU LU0207947044 / LU1011670111
Gesellschaft:  FPM Frankfurt Performance Management AG

XAIA Investment GmbH

Ulrich von Altenstadt

Geschäftsführer
XAIA Investment GmbH


Große Bewertungsdifferenzen nach dem Ende der Niedrigzinsphase

Aus unserer Sicht ist die Neubewertung an den Märkten bei Weitem noch nicht abgeschlossen. Über die letzten Jahrzehnte sind aufgrund niedrigen Inflationsdrucks in allen relevanten Volkswirtschaften der Welt die Zinsen kontinuierlich gesunken, aufgrund quantitativer Maßnahmen der Notenbanken teilweise bis auf negatives Niveau.

Phasen ökonomischer Krisen konnten im Niedrig-Inflationsumfeld jeweils mit teilweise drastischen expansiven monetären und fiskalischen Maßnahmen bekämpft werden.

Damit verband sich eine dramatische Zunahme der Verschuldung sowohl der Staaten (auf 98% vom GDP per Ende 2021), wie auch der Privathaushalte und Unternehmen (163%).

Drastisch veränderte Rahmenbedingungen

In der nun eingetretenen Phase merklich gestiegener Inflation, die nur teilweise durch den Ukraine – Krieg, vor Allem aber durch die vorangegangenen extrem expansiven monetären und fiskalischen Maßnahmen verursacht wurde, ändern sich einige Rahmenbedingungen für die wirtschaftlichen Akteure auf bedeutsame Weise:

  • Phasen ökonomischer Kontraktion können nicht mehr durch expansive monetäre und fiskalische Maßnahmen bekämpft werden, ohne die Inflation weiter zu beschleunigen.
  • Im Gegenteil wird die Geldpolitik auf absehbare Zeit restriktiv bleiben und die Fiskalpolitik restriktiv werden müssen, um die Inflation in den Griff zu bekommen. Eine Rezession ist hierbei das bittere “Heilmittel”, um die volkswirtschaftliche Nachfrage wieder in Einklang mit dem Produktionspotential zu bringen und eben nicht, wie viele am Markt noch zu glauben scheinen, eine vermeidbare Nebenwirkung.
  • Das dauerhaft höhere Zinsniveau wird eine wachsende Zahl an privaten oder auch staatlichen Akteuren vor größte Herausforderungen bezüglich ihres Schuldendienstes stellen. Staaten mit soliden Ratings werden zu einer, aus Sicht der Inflationsbekämpfung ohnehin notwendigen, restriktiven fiskalischen Politik gezwungen sein. Bei einer steigenden Zahl von Emerging-Market-Staaten steigt das Restrukturierungsrisiko.
  • Die Anzahl von Defaults oder Restrukturierungen von Unternehmen wird deutlich steigen. Gleichzeitig werden die Verwertungsquoten im Falle des Ausfalles sinken, da der “Verkäufermarkt” der letzten Jahre zu einer Aushöhlung von Gläubigerschutzrechten geführt hat.
  • Der steigende Stress auf der Fremdkapital-Seite hat sich noch nicht in der Bewertung der Aktien niedergeschlagen. Aktien waren im Verhältnis zu den Risikoaufschlägen am Kreditmarkt noch nie so teuer wie jetzt.

Bewertungsdifferenzen eröffnen Chancen für marktneutrale Strategien

Neubewertungen an den Märkten erfolgen über Asset Klassen hinweg niemals homogen. Vielmehr werden sie von teils dramatischen Bewertungsdifferenzen zwischen unterschiedlichen Anlage-Instrumenten wie Aktien und Anleihen unterschiedlicher Seniorität, sowie deren entsprechenden Derivaten, begleitet.

Für unsere marktneutralen Strategien, die in genau diese Bewertungsdifferenzen investieren, bedeutet dies eine Vielzahl von hoch attraktiven Investitionsmöglichkeiten und somit für die Anleger nicht nur ein stabiles Investment in volatilen Zeiten, sondern auch einen zunehmend positiven Ertragspfad.


Fonds:              XAIA Credit Basis II * ISIN LU0462885301 / LU0946790796
Gesellschaft:    XAIA Investment GmbH

Ringelstein & Partner Vermögensbetreuung GmbH

Frank Ringelstein

Geschäftsführer
Ringelstein & Partner Vermögensbetreuung GmbH


Wir beziehen uns hier auf den Aktienmarkt weltweit. Die größten Risiken bergen auch gleichzeitig Chancen in sich. Wir sehen die bekannten drei Hauptproblemfelder, als da wären

Inflation

Sowohl in den USA als auch in Europa (unsere Anlageregionen) ist die Inflation leicht, aber stetig rückläufig. Hier sind wir sehr zuversichtlich. Die Rohstoffpreise incl. Öl sind schon kräftig zurückgekommen, die Lieferkettenprobleme lösen sich mehr und mehr auf.  Eine Inflation von 4-5 Prozent wäre ideal für den Aktienmarkt, da dies auch wieder Zinssenkungspotential eröffnet.

Rezession

Ein Wachstum von vorübergehend um null Prozent wäre nicht das schlechteste. Zum einen würden die Unternehmensgewinne nicht total wegbrechen, andererseits würde es den Notenbanken Unterstützung bei Zinssenkungen geben. Unser wahrscheinlichstes Szenario.

Ost-West-Konflikt

Das u.E. am wenigsten kalkulierbare Risiko. Aber auch eine Chance. Im Ukraine Konflikt hat ja keine der Parteien bisher Vernunft oder Deeskalationsversuche erkennen lassen. Durch die weiteren beschlossenen Waffenlieferungen hat sich insbesondere Deutschland in eine prekäre Situation manövriert, die uns immer mehr in eine direkte Konfrontation mit Russland bringen könnte. Deshalb würden wir Deutschland, aber auch Resteuropa, nicht übergewichten, auch wenn die Aktien hier vorübergehend besser performen. Ganz anders sehen natürlich die Chancen bei einem Waffenstillstand oder entsprechenden Verhandlungen aus.

Fazit

Alles in allem würden wir derzeit den US-Markt bevorzugen unter Beimischung konjunktur- und krisenresistenter europäischer Qualitätswerte.


Fonds:               R+P Universal-Fonds (ISIN DE0005316962)
Gesellschaft:    Ringelstein & Partner Vermögensbetreuung GmbH

MB Fund Advisory

Markus Stillger / Thilo Müller

Geschäftsführer
MB Fund Advisory GmbH


Da der MB Fund Max-Global ein weltweit anlegender flexibler Mischfonds ist, sind für uns alle Marksegmente (von 10-jährigen Staatsanleihen in Neuseeland, über die Entwicklung des Aktienindex in Südafrika bis hin zur prognostizierten Kaffee-Ernte in Brasilien und deren Auswirkungen auf den entsprechenden Future-Kontrakt) wichtig.

Natürlich stehen die Segmente, in denen wir investiert sind, noch mehr im Fokus als Bereiche, die wir auf der Watchlist haben.

Problem-Segmente 2022

Im Jahr 2022 waren die steigenden Inflationsraten und der dadurch wachsende Druck auf die Notenbanken, die Leitzinsen zu erhöhen, der dominierende Faktor an den Kapitalmärkten. Normalerweise üben Rentenpapiere in Mischfonds eine stabilisierende Funktion ein. Da der Zinsanstieg in 2022 aber der erste in der Historie war, der von einem Niveau von 0 ausging, fehlte (insbesondere bei lang laufenden) Zins-Papieren der übliche Puffer in Form der Grundverzinsung, der Verluste bei steigenden Zinsen abfedert. Verluste von teilweise 20 Prozent und mehr sorgten hier bei vielen Anlegern (und auch professionellen Verwaltern) für lange Gesichter.

Das zweite Segment, das durch die steigenden Zinsen sehr stark unter Druck geriet, war das Segment „Technologie-Aktien“, da das hier bei der Bewertung oft angewendete DCF (Discounted-Cash-Flow)-Modell bei einem Zins von 4% deutlich niedrigere Bewertungen „ausspuckt“ als bei einem Zinssatz von 1%.

Dass wir uns von lang laufenden Anleihen und bis auf Naspers und Prosus (dem größten afrikanischen IT-Konzern) auch von Tech-Titeln weitgehend fern gehalten haben, beschert uns aktuell einen Spitzenplatz in den Ranglisten über 1,3,5 oder 10 Jahre Laufzeit im Segment „Mischfonds flexibel“

Technologie immer noch zu teuer

Während wir bei Anleihen aktuell wieder durchaus attraktive Chancen sehen, sind Tech-Aktien aus unserer Sicht immer noch zu teuer und werden von uns auch weiterhin gemieden.

Es gibt im Aktienbereich jede Menge wunderbare Unternehmen, die ein einstelliges KGV und eine über 5%-ige Dividenden Rendite aufweisen und zudem unter dem Buchwert notieren.

Wir denken hier z.B. an Klöckner, Porsche Holding und Kali & Salz, die wir allesamt aktuell in unserem Fonds hoch gewichtet haben. Und die Aktie von „Value-Großmeister“ Warren Buffet zählt selbstverständlich auch im kommenden Jahr zu unseren Favoriten. Ebenso Novo Nordisk.

Erneuerbare hoch gewichten

Aufgrund der massiven Förderung, die Erneuerbare Energien in den kommenden Jahren erhalten werden, haben wir ca. 15% in  Aktien aus diesem Bereich investiert. Encavis, 2G Energie, 7C Solarparken, Daldrup & Söhne und die französische Gesellschaft LA Francaise de L’Energie decken diesen Bereich ab, in dem wir seit vielen Jahren besonderes KnowHow aufgebaut haben.

Mit der spanischen Naturgy S.A. haben wir im vergangenen Jahr auch ein Unternehmen in den Kader berufen, das sein Geld mit dem zukunftsträchtigen Transport von LNG-Gas verdient.

Bei einem flexiblen Mischfonds gehört auch in allen Marktphasen eine Portion Gold und Silber ins Portfolio – aktuell liegen wir hier bei knapp 8%.

Skeptisch für Krypto

Von der Krypto-Welt werden wir uns auch im kommenden Jahr fernhalten und von der Seitenlinie zusehen, wie dort weitere Luftballons aufsteigen und platzen.

Wir sehen in 2023 einen etwas schwächeren US-Dollar gegen Euro, da sich der Zinsabstand zwischen den USA und Euroland verringert. Von daher haben wir unseren Bestand an US-Aktien (und auch Anleihen) etwas zugunsten europäischer Titel reduziert.


Fonds:               MB Fund Max Global – ISIN LU0230368945
Gesellschaft:    MB Fund Advisory GmbH

ICM InvestmentBank AG

Dr. Norbert Hagen

Sprecher des Vorstands
ICM InvestmentBank AG


Größtes Risiko: Notenbankpolitik zu restriktiv

Die größte Gefahr für die Kapitalmärkte bleibt auch für 2023 ein Überschießen der Notenbankpolitik. Dabei ist die Gemengelage in den Regionen jeweils unterschiedlich. Während die Fed mit ihren Zinsschritten offensichtlich schon nahe am Scheitelpunkt steht, ignorieren die europäischen Märkte derzeit den zunehmend aggressiven Ton der EZB. Die EZB ist sehr besorgt über die Inflation, insbesondere angesichts einer stabilen Kerninflation gegen den Trend der niedrigeren Gesamtinflation, während der Verbraucherpreisindex (VPI) für Dienstleistungen entgegen der Abschwächung der Güterinflation weiter ansteigt. Konsequent preist der Kapitalmarkt derzeit einen Euro-Einlagensatz von 3,3 % bis Juli 2023 ein.

Das Problem mit dem restriktiven Ton der EZB ist, dass sie ignoriert, dass der Kern-VPI dem Gesamt-Verbraucherpreisindex hinterherhinkt und dass das Lohnwachstum keine Anzeichen für einen inflationären Anstieg zeigt. In diesem Zusammenhang ist es besorgniserregend, dass der Abstand zwischen dem nominalen BIP-Wachstum der wichtigsten europäischen Volkswirtschaften und den nominalen Renditen der kurzfristigen Schuldverschreibungen rasch schrumpft.

Ausgehend von unserer Erwartung, dass VPI und Produzentenpreisindex (PPI) in den kommenden Quartalen weiter zurückgehen werden, würde ein steigender Einlagensatz, wie derzeit in den Terminsätzen abgebildet, sogar zu einer negativen Spanne zwischen dem nominalen BIP-Wachstum und den Zinssätzen führen. Historisch gesehen ist das ein klares Zeichen dafür, dass die Notenbankpolitik zu straff ist. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Kreditstandards verschärft haben, was ebenfalls zu einer Verschlechterung des Kreditwachstums führt. Belastbare Schätzungen für den realen neutralen Zinssatz (vgl. „r-star“) im  Euroraum liegen zwischen -1,4 % bis -0,3 %. Unter der Annahme einer Inflationsrate von etwa 3 %, die sich auf Jahresbasis betrachtet spätestens 2024 einstellen wird, wäre damit der nominale neutrale Zins im Sommer bei 1,5 – 2,5 Prozent. Ein darüber liegendes Zinsniveau hätte gravierend negative Konsequenzen auf das Wachstum in der Eurozone und damit auf Kapitalmarkt und Euro.

Größte (risikoadjustierte) Chance: Hidden Values unter den Bonds

Zu Tage treten dürfte das allerdings erst im zweiten Halbjahr. Daher sehen wir im Augenblick die besten Chancen in den noch zurückgebliebenen Unternehmensanleihen, speziell dabei in den Bonitätsklassen BB und B. Dort ist der Move von den Aktienmärkten noch nicht angekommen und Nachzügler-Eeffekte im Umfeld der bereits laufenden Erholung an den Aktienmärkten wahrscheinlich. Uns überzeugen vor allem selektive Hartwährungs-Emissionen aus den Entwicklungsländern, allen voran China.

Ebenfalls bemerkenswert fehlgepreist ist eine Reihe von Emissionen europäischer Emittenten. Das Risiko ausbleibender Anschlussfinanzierungen hat sich gerade im Fall chinesischer Emittenten durch die zuletzt sehr proaktive Politik der Regierung und das Ende der COVID-Eindämmungsmaßnahmen bedeutend reduziert. Aber auch bei den europäischen Emittenten relativiert sich dieses Risiko über die fallenden Energiepreise zusehends. Kurze Restlaufzeiten mit zweistelligen Fälligkeitsrenditen sind heute immer noch an der Tagesordnung. Das hatten wir zuletzt im Nachgang der großen Finanzkrise.


Fonds: Leonardo UI – DE000A0MYG12
Gesellschaft: ICM InvestmentBank AG

FOCAM AG

Andreas Schmidt

Leiter Portfolio Management
FOCAM AG


2023 sollte deutlich besser abschneiden als das vergangene Jahr. Nach den hohen Verlusten sollte eine Gegenreaktion möglich sein.

Konjunkturrisiko im Vordergrund, aber wieder gefallene Energiepreise helfen

Dennoch gibt es Risiken, die das laufende Jahr bestimmen werden. Inflations- und Zinsrisiken sollten an Bedeutung verlieren, während das Konjunktur- und damit verbunden das Ertragsrisiko der Unternehmen mehr im Vordergrund stehen werden. Zwar rechnen derzeit wenige Analysten damit, dass wir in eine tiefe Rezession fallen. Dennoch kann nicht ausgeschlossen werden, dass wir im Jahr 2023 in einen – wenn auch nur leichten – Abschwung münden. War bis zum Herbst 2022 noch Europa der Kandidat, der dieses Szenario mit Sicherheit erleben sollte, so hat sich der Wind im vierten Quartal gedreht. Die deutlich gefallenen Energiepreise könnten Europa helfen, einen wirtschaftlichen Abschwung zu vermeiden. Dagegen ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die USA aufgrund der straffen Zinspolitik und dem sehr niedrigen Konsumentenvertrauen in eine Rezession abgleiten. Dies könnte, gepaart mit der höheren Bewertung für US-Aktien, wiederum bedeuten, dass der amerikanische Markt das zweite Jahr in Folge hinter den europäischen Dividendenwerten zurückbleibt.

Konsum- und Industriebereich am stärksten gefährdet

Zweifelsohne würden konjunktursensitive Aktien aus dem Konsum- wie Amazon, Nike usw. und Industriebereich (Atlas Copco, Union Pacific, Kardex u.a.) am meisten unter einer Rezession leiden. Aber auch zyklische Technologieaktien wie Google, Meta die von der Werbung leben, müssten ihre Gewinnschätzungen zurücknehmen. Apple dürfte in diesem Falle seine Verkaufszahlen ebenfalls nach unten revidieren.

Ein weiteres nicht zu unterschätzendes Risiko für den Anleger ist die Entwicklung der amerikanischen Währung. Sollte sich die Trendumkehr zugunsten des Euros fortsetzen, dann drohen hier für den Euro-Investor in US-Aktien indirekte Währungsverluste.

„Soft Landing“ wäre Initialzündung auch für Technologiewerte

Ob es tatsächlich zu einer Rezession kommt, ist noch offen. Auch kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Börse insbesondere in den USA eine solche Entwicklung bereits zum großen Teil mit den heutigen Kursen eingepreist hat. Ein „soft landing“ könnte sogar eine Initialzündung für eine Kurserholung sein. Das hätte eine renaissance der stark gedrückten Technologiewerte zur Folge.

Hong Kong und China mit den größten Kurschancen

Unabhängig ob oder ob keine Rezession sehen wir die größten Kurschancen weiterhin in Hong Kong / China. Die Öffnung des Landes und weitere Lockerungen der zuvor beschlossenen Regulierungen sollten sich positiv auf die Gewinnentwicklung der Unternehmen im Besonderen aus den konsumnahen Bereichen auswirken. Insbesondere die sehr günstige Bewertung dürfte den eingeleiteten Aufwärtstrend weiter untermauern.

Ebenfalls gute Einstiegsmöglichkeiten könnten Aktien aus der zweiten Reihe in Deutschland / Eurozone bieten, da diese aufgrund der starken Kursverluste in 2022 ein attraktives Einstiegsniveau aufweisen.


Fonds: Entrepreneur AS Select– DE000A2PE1A8 (R) / DE000A2PF0U7 (I)

Gesellschaft: FOCAM AG


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