18.08.2022

„Goldene Chancen bei Firmenbonds“ titelte das Handelsblatt vor Kurzem und gab damit die Einschätzung eines großen US-Finanzinvestors wieder. In der Tat bieten Hochzinsanleihen aufgrund des allgemeinen Zinsanstiegs und einer bereits eingetretenen (?) oder zumindest drohenden Rezession in den USA wieder deutlich höhere Renditen. Aber attraktive Renditen sind es für Anleger natürlich nur, wenn auch das Risiko überschaubar ist.

Dr. Norbert Hagen ist Vorstandssprecher der ICM InvestmentBank AG, die sich auf das Bond-Picking in allen Bonitätsstufen spezialisiert hat und mit einem eigenen Handelsdesk seit vielen Jahren aktiver Partner am Rentenmarkt ist. Seine Erläuterungen zu den Marktmechanismen und seine aktuelle Einschätzung zur Attraktivität von Hochzinsanleihen lesen Sie im Folgenden:

Gelegenheit oder nicht ?

Das hängt davon ab, was die Zukunft bringt. Rezession – leicht oder schwer – ist zumindest für das Segment HighYield die entscheidende Frage, denn hier spielt das Bonitätsrisiko eine weitaus größere Rolle als das Zinsrisiko. So ist unter den HighYieldern im US-Segment die Ausfallquote von unter 2 % auf über 6 % angesprungen. Und – nicht zu vergessen – die Hartwährungsemissionen aus den Schwellenländern sind bei einem festen USD in Landeswährung gerechnet für den Schuldner wesentlich teurer geworden. So entspannt, wie die Lage noch im Sommer 2021 war, ist sie also heute nicht mehr.

High-Yield – die andere Art in Aktien zu investieren ?

Vergleicht man den Verlauf des großen Aktienindex MSCI Welt inkl. Dividenden (in EUR) mit dem Bloomberg HighYield Performance Index, sieht man schon auf den ersten Blick den Gleichlauf. In der Tat ergibt die Korrelationsanalyse zwar auf Tagesbasis nur rund 0,4, wöchentlich sind es aber schon über 0,6 und auf Monatsbasis 0,78. Getoppt wird das bei einer Quartalsbetrachtung mit immerhin 0,835. Nur kam dieses Jahr für Festverzinsliche im Gegensatz zu Aktien das Zinsrisiko neben dem Bonitätsthema voll zur Geltung. Daher fiel die Korrelationsperiode Juni/Juli durch den Zinsanstieg etwas aus der Reihe, als die Bonds weiter fielen, während die Aktien schon stiegen.

MSCI Welt inkl. Dividenden (weiße Linie) und Bloomberg HighYield Perf. Index (blaue Linie) / Quelle: Bloomberg

 

Korrelation heißt aber nicht, dass Gewinn und Verlust auf gleicher Höhe liegen. Logisch, denn die Auszahlungsprofile sind keineswegs identisch. Anleihen haben i.d.R. eine Endfälligkeit zum Nominalwert, Aktien außer im ungünstigen Insolvenzfall keine. Je näher diese kommt, desto schneller nähert sich der Kurs des Bonds der Nominalen an. Soll heißen, dass eine umso kürzere Laufzeit ein abnehmendes Zinsrisiko abbildet, gleichzeitig geht die Risikoprämie bei zunehmender Sichtbarkeit der Rückzahlung ebenfalls nach unten. Soweit zur Theorie.

Illiquider Corporate Bond Markt – Chancen für Experten

Ein Investment in Unternehmensanleihen ist aber im Gegensatz zu Aktien, die an Börsen täglich gehandelt werden, gerade in Zeiten, wie wir sie nach Beginn des Ukrainekriegs gesehen haben, zunehmend illiquider geworden. Wenn man dann verkaufen will, trifft man auf einen ausgedünnten Käufermarkt, da sich ohnehin in diesem Segment fast alles ausschließlich außerbörslich abspielt. Hier kommt es naturgemäß häufiger zu Kursverwerfungen, die man auch nutzen kann. Gerade wenn alle Anleger verkaufen wollen und man Bilanz und Geschäftsmodell des Emittenten kennt, können sich absolute Gelegenheiten darunter finden. Dieses Bond-Picking setzt allerdings eine gute Vernetzung im Interbankenmarkt voraus und kostet viel Zeit.

Einsatz im Fondsportfolio

Wir, die ICM, haben diese Investments in unserem globalen Mischfonds „Leonardo UI“ im Einsatz. Das bringt zwar auch eine unerwünscht hohe zusätzliche Volatilität ins Portfolio. Aber wenn die Fundamentalanalyse ordentlich gemacht wurde, wird man für die Inkaufnahme reichlich entschädigt. Der genannte Fonds rekrutiert im langfristigen Durchschnitt fast 50 % seiner Performance aus dieser Strategie.  So finden sich heute Gelegenheiten, die längst die Fälligkeitsrendite von 10 % überschritten haben, die aber gleichzeitig binnen dreier Jahre fällig sind. Aufpassen sollte man allerdings bei der Währung. Da die Masse der Emissionen auf USD lautet, sollte man sich heute nicht darauf verlassen, dass im EUR/USD Kurs die Marke von 1:1 demnächst unterboten wird. Daher setzen wir zusätzlich auf eine Währungsabsicherung.

 

Beim Leonardo UI handelt es sich um einen bereits 2007 aufgelegten, flexibel global und vermögensverwaltend anlegenden Mischfonds mit einer entsprechend langen Leistungsbilanz über annähernd 15 Jahre. Dabei nutzt das Management bei der Asset Allocation für die Segmente Aktien, Anleihen und Liquidität die monatlich angepassten Ergebnisse des renommierten kanadischen Research-Hauses BCA-Research. Da die Asset Allocation (Top Down) mit Hilfe von Futures abgebildet wird, verbleibt ein großer Teil Liquidität im Fonds. Diese wird in höher verzinsten Unternehmensanleihen (Bottom Up) angelegt, die bisher kontinuierlich einen beachtlichen Anteil zur Fondsperformance beigetragen haben.

 


Fonds: Leonardo UI – ISIN DE000A0MYG12
Gesellschaft: ICM Investmentbank AG


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