10.10.2023

 

 

Barend Pennings

Gründungs-Gesellschafter und CIO
Gladwyne Investments LLP

 

Herr Pennings, Sie sind in der Branche kein unbeschriebenes Blatt, aber Gladwyne ist bisher in Deutschland noch nicht so bekannt, wie es angesichts der guten Fondsperformance eigentlich sein sollte. Wann haben Sie die Gesellschaft gegründet und aus welchem Grund?

Ich habe 8 Jahre lang bei Goldman Sachs gearbeitet, bevor ich 2009 Gladwyne Investments gegründet habe. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich sehen, dass Banken ihre Investitionsbemühungen reduzieren und unabhängige Investmentfirmen davon profitieren würden. Außerdem waren die europäischen Finanzmärkte schon immer volatiler als das, was wir in New York sehen. So kam ich auf die Idee, mit einem kleinen, starken Team eine nachhaltige Investmentstrategie zu etablieren, die sich auf europäische Unternehmensschuldner konzentriert.

Erklären Sie uns bitte kurz das grundlegende Konzept Ihres Fonds?

Wir setzen auf Unternehmensanleihen in den Nischen des europäischen Marktes, die deutliche Fehlbewertungen aufweisen. Die Long-Investitionen finden sich meist in Emissionen von Unternehmen, die finanzielle oder operationelle Schwierigkeiten durchlaufen und für die ein Trigger für eine Verbesserung identifiziert werden kann. Wir stützen uns bei der Selektion auf die langjährige Erfahrung des Teams, ein großes Netzwerk und detailliertes Research. Die zum Teil sehr geringe Analysten-Coverage kleinerer Emissionen bietet uns in nahezu jeder Marktphase außerordentliche Chancen.

Wie gehen Sie beim Investmentprozess vor?

Die Grundlage unserer Investitionen sind in der Regel aktuelle auffällige Marktbewertungen, die wir anhand unserer eigenen Datenbank identifizieren und nutzen können, die mittlerweile über 600 Emittenten umfasst. Wo Anleihen unfair abgestraft werden und wir einen Grund für eine kurz- bis mittelfristige Preiserholung sehen, greifen wir ein. Unser Portfolio ist fokussiert; wir nehmen nur Wertpapiere in den Fonds auf, von denen wir sehr überzeugt sind, und gewichten sie dann so, dass sich ein Anstieg des Fondspreises bemerkbar macht. Derzeit haben wir 30 Long- und 6 Shortpositionen im Portfolio. Longpositionen werden in der Regel deutlich unter par gekauft, während Shortpositionen nahe par liegen.

Anleihen von Unternehmen in Schwierigkeiten – das birgt sicherlich große Chancen, erinnert aber auch sofort an das Börsensprichwort ‚Never catch a falling knife‘. Wie vermeiden Sie dieses Risiko?

Im Kern stellt sich jeder Investor in Unternehmensanleihen zwei Fragen: Bekomme ich mein Geld zurück, ja oder nein? Und wenn nein, reicht mir meine Absicherung im Endeffekt? In Bezug auf Ihren Kommentar zu fallenden Messern lautet die entscheidende Frage, ob der Verlust im Falle eines ungünstigen Ergebnisses tolerierbar ist. Jeder, der sagt, dass er kein Geld verliert, sagt nicht die Wahrheit. Die Frage ist, ob Sie die Ergebnisse öfter richtig einschätzen und ob negative Ergebnisse erträglich sind. Wir haben viele Jahre Erfahrung und können daher das mögliche Aufwärts- und Abwärtspotenzial bewerten. Credit basiert auf Arithmetik, und wir können die erwarteten Renditen berechnen.

Wie unterscheidet sich Ihr Fonds von ‚Großen‘ am Markt?

Durch unsere geringe Größe (der Fonds hat ein Volumen von 43 Millionen Euro) haben wir eine breite Palette von Investitionsmöglichkeiten, die die großen Player entweder nicht wahrnehmen wollen oder aufgrund ihrer Größe nicht wahrnehmen können. Hier gibt es oft attraktive Chancen, von denen wir mit unseren kurzen Entscheidungswegen schnell profitieren können. So profitieren wir doppelt davon, kein großer ‚Tanker‘ zu sein, da wir an größeren, liquideren Kapitalstrukturen teilnehmen können, ohne aber die Opportunitäten bei kleineren Emissionen zu übersehen.

In welchen Marktphasen bringt Ihre Strategie die größten Vorteile?

Wir haben in den vergangenen schwierigen Anleihenjahren seit dem Ende des langen Zinssenkungszyklus gezeigt, dass wir in jeder Marktphase gute Ergebnisse erzielen können; unser Fondskonzept setzt nicht nur auf Chancen in Bullen- oder Bärenmärkten. Üblicherweise sind für den Fonds Kursgewinne der selektierten Anleihen deutlich entscheidender als die Zinseinnahmen aus deren Coupons. Generell hat das Portfolio einen Long-Bias, aber wir steuern die Long-Rate sehr flexibel je nach Marktverhältnissen.

Ein kleiner Einblick in die aktuelle Fondsstrategie?

Wir kalkulieren eine Rendite, nach Kosten, von mehr als 10%. Wir übernehmen kein Währungsrisiko – das wird alles in Euro abgesichert, und nur wenig Zinsrisiko, weil die erwartete Zeitspanne der Trigger weniger als 2 Jahre beträgt. Unser Fokus liegt auf der Beurteilung von Kredit- und Bewertungsrisiken. Natürlich sollten die Renditen heute höher sein, verglichen mit 2009 bis 2021, denn das Kreditrisiko wird als Aufschlag auf die Leitzinsen gemessen, die von Zentralbanken festgelegt werden, und diese sind jetzt deutlich höher.

Sind Sie und Ihre Kollegen auch selbst im Fonds investiert?

Ja, wir besitzen persönlich einen Zehntel des Fonds, also handelt es sich hierbei auch um unser Kapital, und wir sind sehr motiviert, seinen Wert zu steigern.

Für welche Investoren bietet Ihr Fonds eine Lösung – bzw. gegebenenfalls welche Anleger hätten Sie gar nicht so gerne?

Wir begrüßen Anleger, die verstehen, dass wir von Zeit zu Zeit auf Volatilität stoßen werden, aber jede volatile Episode eine Gelegenheit ist, von falsch bewertetem Risiko zu profitieren. Wir möchten nicht, dass die Leute uns als Bargeldersatz verwenden, sondern als Mittel, um das Wachstum ihres Kapitals über längere Zeiträume zu vervielfachen. Seitdem wir eine unabhängige Firma sind, haben wir die globale Finanzkrise, die Eurozonenkrise, den Taper Tantrum, den Preiskampf im Ölmarkt, die Brexit-Abstimmung, den Zinsanstieg Ende 2018 und jetzt Covid und den Konflikt in der Ukraine erlebt. Volatile Vermögenspreise sind die Norm.

Finden Sie aktuell viele gute Investmentmöglichkeiten?

Ja, heute haben wir ein reichhaltiges Umfeld mit interessanten Chancen, die durch Trends im Bereich ESG, den Brexit, den Krieg in der Ukraine und ein sich schnell veränderndes Zinsumfeld angetrieben werden. Wir bewerten nicht einen monolithischen Anleihenmarkt, sondern es gibt viele verschiedene Bereiche des Kreditrisikos. Wir können interessante Renditen bieten, wenn wir verstehen können, warum die Anleihepreise von den historischen Normen abweichen.

Wie halten Sie Anleger informiert?

Wir informieren unsere Anleger mit einem monatlichen Factsheet und über Social-Media-Kanäle. Zusätzlich sind wir als Fondsberater persönlich erreichbar und freuen uns über Gespräche mit unseren Investoren.

Vielen Dank Herr Pennings.

 


Fonds: Pareturn Absolute Credit– LU1107506922 / LU1107506500
Gesellschaft: Gladwyne Investments LLP


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