13.12.2023

Das Deutsche Eigenkapitalforum ist eine der bedeutendsten Kapitalmarktveranstaltungen zum Thema Unternehmensfinanzierung in Europa.
Besonders aktive Asset Manager mit Stock-Picking Ansatz schätzen die Gelegenheit, in kurzer Zeit das Gespräch mit einer Vielzahl von Unternehmenslenkern zu suchen.

Zwei der von uns betreuten unabhängigen Asset Manager haben diese Chance erneut genutzt und berichten von ihren intensiven Gesprächen:

Value Partnership Management GmbH:

„Insider-Käufe und Aktienrückkaufprogramme zeigen, wie die Unternehmenslenker die aktuellen Aktienkurse ihrer Gesellschaften einschätzen.“

Dr. Carl Otto Schill, Geschäftsführer Value Partnership Management GmbH

GS&P KAG S.A.:

„Die Lage der Unternehmen ist noch gut – aber es fehlen Impulse, um einem drohenden Auftragsschwund entgegenzuwirken.“

Alexander Lipppert, GS&P KAG S.A.

Wie ist die Lage in der Wirtschaft/ im Mittelstand?

Value Partnership / Dr. Carl Otto Schill:
Wir hatten mit 15 Unternehmen Einzelgespräche und uns zusätzlich eine ganze Reihe von Präsentationen angesehen. Die Stimmung bei den von uns allokierten Unternehmen ist insgesamt positiv. Natürlich wird immer darauf hingewiesen, dass die Prognosen nur gehalten werden können, wenn sich die Lage nicht deutlich verschlechtert.

GS&P / Alexander Lippert:
Besser als die allgemeine Stimmung. Doch wohl nicht ganz so gut wie es das Allzeithoch im DAX implizieren könnte.
Ein gemeinsamer Nenner aus den über 60 Managementgesprächen in den letzten 4 Wochen – davon mehr als 20 auf dem Eigenkapital-Forum – ist, dass sich gerade die mittelständischen Unternehmen von der Politik allein gelassen und von der überbordenden Regulierung überfordert fühlen. In Anbetracht dieses Gegenwindes schlagen sie sich vielfach sehr gut.
Noch zehren viele Unternehmen von den gut gefüllten Auftragsbüchern und erzielen dank Preismacht hohe Margen und Gewinne. Es bedarf noch einer Aufhellung der Lage, um den sich anbahnenden Auftragsschwund zu begegnen. Teilweise hat man diese in den letzten Wochen schon erkannt. Denn wie so oft: Sentiment follows markets.

Leiden die Unternehmen sehr unter dem gestiegenen Zinsniveau?

Value Partnership / Dr. Carl Otto Schill:
In der Finanzierung haben die Unternehmen keine Probleme. (Wir hatten keine Unternehmen aus dem Baubereich, wo es sicherlich anders aussieht. Außerdem haben die börsennotierten Mittelständer im Regelfall einen besseren Zugang zum Kapitalmarkt). Wir haben sogar Unternehmen im Fonds, die von gestiegenen Zinsen profitieren (wie Flatex-Degiro).

GS&P / Alexander Lippert:
Das gestiegene Zinsniveau macht den Unternehmen durchaus zu schaffen. Manch cleverer CFO hat sich zwar in der Niedrigzinsphase langfristig günstig refinanziert und kann die Liquidität nun übergangsweise teilweise höherverzinst anlegen. Doch für die meisten und gerade für viele hochverschuldete Unternehmen stellen die gestiegenen Zinkosten eine beträchtliche Belastung des Nettoergebnisses dar, die man im Vergleich zu anderen Kostenpositionen nur indirekt an die Kunden weiterreichen kann. Einige Konzerne, wie z.B. im Bereich Immobilien, versuchen noch, diese neuen Zinsniveaus zu vermeiden, indem sie Teilbereiche/Assets veräußern oder vorübergehend kurzlaufende Anschlussfinanzierungen abschließen – in der Hoffnung auf bald wieder bessere Konditionen.

Ist Deglobalisierung ein Thema und läuft da bereits vieles? Ggfs zum Vor- oder Nachteil der deutschen Unternehmen?

Value Partnership / Dr. Carl Otto Schill:
Insgesamt findet eine Umorientierung der Unternehmen statt. Viele wollen ihr Engagement in China eher reduzieren und dagegen in den USA ausbauen. Auch gibt es Tendenzen, die Präsenz in Südostasien und Indien zu stärken. Einige Zulieferer profitieren von der Rückbesinnung auf Europa und USA (z.B. PVA Tepla oder Kontron). Eine generelle Deglobalisierung können wir allerdings nicht feststellen.

GS&P / Alexander Lippert:
Das Thema ist gerade für deutsche Unternehmen als langjährige Globalisierungsprofiteure relevant. Die unmittelbaren Folgen der Umkehr dieses Trends zeigen sich primär in weniger Wachstum der exportstarken Industrien. Auf der anderen Seite bietet dies die Chance des Aufbaus einer zusätzlichen, repatriierten Produktion. Hier zeigt sich jedoch eine abwartende Haltung vieler Unternehmen, die entweder auf entsprechende privatwirtschaftliche Aufträge oder auf Anreize und Impulse der hiesigen Regierungen warten. In beiden Fällen sind langfristige Planbarkeit und Verlässlichkeit zentral.

Können die Manager die bei Small/MidCaps vielfach stark zurückgebliebenen Kurse an der Börse nachvollziehen / erklären?

Value Partnership / Dr. Carl Otto Schill:
Dem  schwachen Kursniveau wird teilweise mit Aktienrückkaufprogrammen begegnet. Auch kaufen Manager verstärkt ihre eigenen Aktien.

GS&P / Alexander Lippert:
Das Unverständnis über die niedrigen Bewertungen und die folglich schwachen Kurse ist groß. Technische Faktoren wie geringere Liquidität bei Nebenwerten, der Trend zum passiven Investieren in größerkapitalisierte Unternehmen und ausbleibende Zuflüsse in die Kategorie sind nur einige Erklärungsversuche unter vielen. Was jedoch hoffnungsvoll stimmt, ist die steigende Anzahl an Übernahmen in diesem Segment. Private Equity findet immer öfter in Public Equity attraktiv-bewertete Ziele. Die Taschen sind gut gefüllt, das Jahresende naht, die Bewertungen bei vielen bedeutenden Spielern in eigenen Nischen niedrig.

 


Fonds:                Selection Value Partnership – ISIN DE000A14UV29 (I) / DE000A14UV37 (P)
Gesellschaft:     Value Partnership Management GmbH

Fonds:                 GS&P Fonds – Family Business (ISIN:  LU0288437980)
Gesellschaft:      GS&P S.A.


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