22.08.2024

In der Sommerpause haben sich alle Bundesliga-Teams neu aufgestellt, Spieler ausgetauscht und die optimale Aufstellung festgelegt. In Kürze rollt der Ball wieder in der Bundesliga und auch an der Börse dürften die Umsätze wieder steigen. Sicherlich ein guter Anlass, Max Stillger und Thilo Müller, zwei ausgewiesene Fußballexperten unter den deutschen Fondsberatern, nach der bestmöglichen Aufstellung ihrer Investmentfonds zu fragen.

 

Was erwartet Ihr? Wo wird in den kommenden Monaten der attraktivste Ball gespielt bzw. auf welchen Bereich setzt Ihr in Eurem Mischfonds besonders?

Stillger: Eine alte Fußballweisheit lautet: Mit einem guten Sturm gewinnst du Spiele, mit einer stabilen Abwehr Meisterschaften.
Deshalb legen wir bei unseren Anlageentscheidungen großen Wert darauf, dass wir aus einer stabilen Defensive immer handlungsfähig sind und Chancen nutzen können.
Das Schlimmste, was einem am Markt passieren kann, ist, dass man verkaufen MUSS.
Wir haben treue Fans (Anleger), sodass wir von großen Schwankungen bei Mittelabflüssen bisher immer verschont geblieben sind und dadurch in den letzten 20 Jahren noch nie in diese Situation geraten sind.

 

Im Fußball gibt es manchmal überraschende Transferentscheidungen. Gab es kürzlich unerwartete Veränderungen oder Neuzugänge in Eurem Portfolio, die Ihr als ‚Überraschungstransfers‘ bezeichnen würdet?

Müller: Die Fokussierung des internationalen Kapitals auf die „glorreichen Sieben“ hat zur Folge, dass viele interessante Aktien momentan auf einem historisch niedrigen Bewertungsniveau notieren. Wir kaufen keinen Mbappé, Ronaldo oder Bellingham. Die sind uns – auf dem Höhepunkt ihrer Karriere – viel zu teuer. Wir suchen nach Spielern, die Entwicklungspotential haben, um sie dann möglichst teuer zu verkaufen. Und ich halte es wie Reiner Calmund: Wenn ich einen Spieler unbedingt haben will, muss ich das auch mal öffentlich dementieren – sonst wird er zu teuer. 

 

Wie wichtig ist für Euch als Fondsberater das richtige Timing beim Investieren, ähnlich wie ein Fußballtrainer den perfekten Moment für einen Spielerwechsel wählen muss?

Stillger: Wir sind Value-Investoren und richten uns in erster Linie am Kurs-Buchwert bzw. Kurs-Gewinn-Verhältnis aus. Das Timing spielt bei unseren aktiv gemanagten Fonds eher eine untergeordnete Rolle.

 

 

Der Fußball lebt von Teamgeist und einer starken Bank. Wie wichtig ist Diversifikation in Eurem Fonds, und wie stellt Ihr sicher, dass auch die ‚Spieler auf der Bank‘ – also die kleineren Positionen – einen wichtigen Beitrag leisten können?

Müller: Die Spieler auf der Bank (also die kleineren Positionen) müssen sich selbst aufdrängen, indem sie durch eine gute Performance automatisch ihr Gewicht im Fonds verbessern.
Aber wichtiger ist, dass die Stars (die hoch gewichteten Aktien) ihre Leistung bringen. Das ist einfache Mathematik. Wenn unsere 20 größten Positionen durchweg 10% zulegen, ist uns das lieber, als wenn die Großen schwächeln und die Kleinen zulegen.
Aber Ergänzungsspieler sind wichtig und können Stabilität ins Mannschaftsgefüge (Portfolio) bringen.

 

In jeder Fußballmannschaft gibt es Schlüsselspieler, die das Spiel maßgeblich prägen. Welches sind die Kerninvestments in Eurem Fonds, die das Portfolio auf Kurs halten?

Stillger: Die größten 10 Positionen unserer Fonds kann man auf den tagesaktuell veröffentlichten Factsheets nachlesen – wir sind gerade dabei, hier ein paar vielversprechende Talente in die Top 10 hochzuziehen. Aber wir werden einen Teufel tun und das hier ausplaudern und dadurch unsere Kaufpreise nach oben ziehen. Wenn der Integrationsprozess abgeschlossen ist, wird es der aufmerksame Investor nachvollziehen können. Seit Jahren als Stammspieler gesetzt sind bei uns Warren Buffet mit Berkshire Hathaway und Karl-Matthäus Schmidt mit der Quirin Bank. Die Performance beider Titel in den letzten 10 Jahren zeigt, dass wir hier nicht unbedingt falsch lagen. Ein Verkauf ist daher auch in der aktuellen Transferperiode nicht vorgesehen.

 

Wie wichtig ist es, im Fondsmanagement wie im Fußball flexibel zu bleiben und sich an veränderte Marktbedingungen anzupassen?

Müller: Wir müssen unsere Strategie täglich hinterfragen, ohne aber das Portfolio jede Woche umzugraben. „Hin und her macht Taschen leer“ ist ein abgedroschener Spruch – der aber zeitlos gilt – auch wenn wir in den Fonds sehr niedrige Transaktionskosten haben.
Der ständige Kampf zwischen „Value“ und „Growth“ zehrt aber schon manchmal an den Nerven, insbesondere in Phasen wie in den letzten 12 Monaten, wenn unsere favorisierte Anlagestrategie „Value“ der Musik hinterherläuft. Aber wir wissen auch, langfristig gleicht sich das wieder aus.

 

Was ist für Euch der entscheidende Unterschied zwischen einem guten und einem großartigen Fondsmanager, ähnlich wie im Fußball zwischen einem guten und einem herausragenden Trainer?

Stillger: Im Fußball gibt es die Tabelle, in der Fondsindustrie die Performance-Rankings.
Im Gegensatz zum Fußball, wo nach einer Saison alles wieder auf 0 gesetzt wird, gibt es in der Fondsindustrie aber einen unbegrenzt laufenden Wettbewerb. Und wir sind sozusagen als „Spielertrainer“ mittendrin. Spielertrainer deshalb, weil auch unser eigenes Geld in unseren Fonds investiert ist. Wir fahren den Bus – hinten liegt der Sack mit unserem Geld drin und unser Bus hält einmal am Tag an, wo jeder (mit einem kleinen oder großen Geldsack) zusteigen oder aussteigen kann. Im Fußball gibt es überragende Trainer, die mit ihrer Mannschaft jedes Jahr um die Meisterschaft spielen – in der Fondswelt ist das anders. Da hat auch der größte Meister einmal eine Schwächephase. Entscheidend ist, dass man aus solchen Phasen lernt und erstarkt zurückkommt. Das zeichnet die wirklich guten Fondsmanager aus.

 

Zum Abschluss interessiert uns natürlich noch, welche Erwartungen Ihr zum Abschneiden Eurer Lieblings-Teams im Fußball habt, also Nürnberg bei Max und Frankfurt bei Thilo?

Stillger: Der „Club“ spielt ja aktuell leider in der 2. Liga – letztes Jahr teilweise sogar gegen den Abstieg. In diesem Jahr hoffe ich, dass wir in der bärenstarken 2. Liga oben mitspielen und mit etwas Glück den Aufstieg in die erste Liga schaffen, wo ein Verein wie der „Club“ einfach hingehört (aber das gilt natürlich auch für Schalke, Köln, den HSV und einige andere Traditionsvereine). Am Ende der Saison bin ich mal auf die Zuschauerstatistik gespannt – es könnte durchaus sein, dass die 2. Liga in dieser Saison mehr Zuschauer in den Stadien begrüßen kann, als die Bundesliga.

Müller: Als Fan, lebenslangem Mitglied und aktivem Sportler bei Eintracht Frankfurt ergeht es einem beim Mitfiebern mit der Fußball Bundesligamannschaft der Herren ähnlich wie einem Value-Investor am Aktienmarkt: Man weiß, dass Geduld gefragt ist. Am Ende zählt, was die Saison bringt, und bisher hat das oft gut geklappt. Ein europäischer Wettbewerb sollte wieder das Ziel sein, wobei die Euro League derzeit realistischer erscheint. Platz 5 könnte sogar für die Champions League reichen, und trotz einiger Schwächen in der letzten Saison ist dieses hohe Ziel erreichbar. Forza SGE!

 


Fonds: MB Fund Max Global – ISIN LU0230368945
Gesellschaft: MB Fund Advisory GmbH


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