In vielen Unternehmensanleihen schlummern stille Werttreiber, die erst dann zum Leben erwachen, wenn sich ein Unternehmen grundlegend verändert. Genau darum geht es im aktuellen XAIA-Perspectives-Report: um die oft unterschätzte „Change-of-Control“-Optionalität in Investment-Grade-Anleihen – und warum sie für Anleger gerade jetzt interessant wird.
Die Ausgangslage: Während der Niedrigzinsjahre haben große, solide Unternehmen extrem langlaufende Anleihen mit sehr niedrigen Kupons ausgegeben. Jetzt, bei deutlich höheren Zinsen, handeln diese Papiere teilweise 20–30 % unter ihrem Nennwert. Genau das schafft die Grundlage für außergewöhnliche Chancen, wenn plötzlich ein Ereignis eintritt, das eine Rückzahlung zu 100 oder 101 % auslöst – z. B. bei einer Übernahme.
Warum Übernahmen und LBOs wieder zunehmen
Private-Equity-Investoren haben wieder Appetit auf große Deals: über 2,5 Billionen US-Dollar an verfügbarem Kapital, niedrigere Finanzierungskosten und günstige Aktienbewertungen treiben den Markt. Das spektakulärste Beispiel: Die Übernahme von Electronic Arts (EA) für 55 Milliarden US-Dollar – der größte Cash-Deal aller Zeiten.
„Ein LBO ist nicht automatisch negativ für Bondholder. In den richtigen Strukturen ist er der Katalysator, der stille Renditepotenziale freilegt.“
Das Überraschungsmoment für Anleiheinvestoren
Obwohl Übernahmen für Aktionäre fast immer attraktiv sind, bedeuten sie für Anleihegläubiger häufig höhere Risiken: mehr Schulden, mehr Subordination, weniger Stabilität.
Doch es gibt Ausnahmen – und die fallen besonders positiv aus: Wenn eine Anleihe deutlich unter Pari handelt und eine saubere Change-of-Control-Klausel besitzt, kann ein LBO zum Geschenk für Investoren werden.
Das EA-Beispiel zeigt es klar:
- Die 2051-Anleihe handelte lange zwischen 60 und 80 %, weil der Kupon niedrig war und die Laufzeit extrem lang.
- Die Anleihe enthält einen Mechanismus, der greift, sobald die Eigentümer wechseln und das Rating unter Investment Grade fällt.
- Genau das passierte – und löste eine Rückkaufverpflichtung bei 101 % aus.
Für Investoren bedeutete das 20–35 Punkte Gewinn, bei sehr geringem Kreditrisiko.
Was gute von schlechten Klauseln unterscheidet
Nicht jede Change-of-Control-Klausel ist verlässlich. Lücken in der Vertragsdokumentation – etwa „Merger Exemptions“, „Hold-Co Substitutions“ oder „Defeasance“ – können dazu führen, dass Anleger leer ausgehen.
Der Report zeigt: Nur wenige Anleihen verfügen über wirklich robuste Schutzmechanismen.
Wer diese früh erkennt, bevor der Markt sie einpreist, hat einen echten Vorsprung.
Wie Investoren Chancen identifizieren können
Der Bericht nennt drei einfache Schritte, um potenziell lohnende Situationen zu finden:
- 1. Unter Pari handeln – lange Laufzeit, niedriger Kupon, aber intakte Kreditqualität.
- 2. LBO-Logik nachvollziehen – ausreichend Cashflow, realistische Hebelkapazität.
- 3. Klauseln prüfen – nur echte, mechanisch auslösbare CoC-Triggers sind wertvoll.
Dabei geht es nicht darum, auf Ausfälle oder Erholungen zu spekulieren, sondern die Vertragsmechanik wirken zu lassen.
Marktneutral wird zum Vorteil
Für XAIA’s Ansatz fügt sich dieses Thema nahtlos in die marktneutrale Ausrichtung ein. Während klassische Investoren darauf hoffen müssen, dass Übernahmen stattfinden und die Klauseln greifen, konzentriert sich XAIA darauf, Fehlbewertungen zwischen Anleihepreisen und dem Risiko-Nutzen-Profil zu identifizieren.
Eine marktneutrale Strategie profitiert nicht von der Richtung des Gesamtmarkts, sondern von strukturellen Preisunterschieden. CoC-Optionalität ist ein Beispiel für Ineffizienzen, die entstehen, wenn Anleihen technisch, nicht fundamental, billig sind.
Fazit: Stille Convexity mit deutlichem Potenzial
Change-of-Control-Klauseln sind kein Nischenthema für Juristen, sondern ein zunehmend relevanter Baustein vieler Investment-Grade-Anleihen.
Wenn Märkte diese Optionen nicht einpreisen, entsteht eine stille Form der Convexity – Quiet Convexity –, die Anlegern Equity-ähnliche Renditen bei Investment-Grade-Risiko ermöglichen kann.
Mehr erfahren?
Die vollständige englische Ausgabe des ‚Perspectives‘ Marktkommentars finden Sie hier: Link
> XAIA Anlagestrategie im Erklärvideo (YouTube)
Fonds:
XAIA Credit Basis II – LU0462885301 / LU0946790796
XAIA Credit Debt Capital – LU0644384843 (I) / LU0946790952
Gesellschaft:
XAIA Investment GmbH




