In der neuesten Ausgabe des XAIA Quarterly Letter beleuchtet die XAIA Investment GmbH die zunehmende Restrukturierungsaktivität in Europa und die daraus resultierenden Herausforderungen für Credit-Investoren. Am Beispiel der aktuellen Restrukturierung des französischen IT-Unternehmens Atos wird der französische Restrukturierungsprozess detailliert dargestellt.
„Ein tiefes Verständnis der europäischen Restrukturierungsprozesse und ein flexibles Investmentvehikel ermöglichen es Investoren, von diesen Situationen zu profitieren, anstatt gezwungen zu sein, zum ungünstigsten Zeitpunkt zu verkaufen“ Philipp Graxenberger
Das Whitepaper zeigt, dass die neuen europäischen Gesetze es ermöglichen, Restrukturierungen schneller und effizienter durchzuführen, wobei geringere Abstimmungsschwellen und die Möglichkeit des sogenannten „Cram-Down“ auf widerstrebende Gläubigergruppen eingeführt wurden. Dies hat zu niedrigen Verwertungsquoten, insbesondere für ungesicherte Gläubiger, geführt.
„Investoren sollten bestrebt sein, höher besicherte Schulden zu besitzen und an neuen Finanzierungsrunden teilnehmen zu können, um höhere Verwertungsquoten zu erzielen.“ Josef Pschorn
Das Restrukturierungsbeispiel von Atos
Die Restrukturierung des französischen IT-Beratungs- und Dienstleistungsunternehmens Atos verdeutlicht die Herausforderungen und Dynamiken moderner Restrukturierungsprozesse. Einst als Investment-Grade eingestuft, sah sich Atos nach mehreren gescheiterten Turnaround-Versuchen gezwungen, eine umfassende Restrukturierung einzuleiten.
Zuerst langsam, dann aber umso schneller…
S&P Creditrating für Atos SE
Quelle: S&P, XAIA Investment GmbH
Der Restrukturierungsprozess von Atos folgte dem klassischen Muster:
1. Operative Verschlechterung: Atos versuchte zunächst, durch den Verkauf von Vermögenswerten und Schuldenabbau eine Wende herbeizuführen.
2. Phase der Unsicherheit: Als diese Bemühungen nicht ausreichten, begann die Firma in Zusammenarbeit mit Beratern, einen Restrukturierungsplan zu erstellen.
3. Restrukturierungsplan: Dieser Plan sah vor, einen Teil der Schulden in Eigenkapital umzuwandeln, wodurch die Gläubiger die Kontrolle über das Unternehmen übernahmen und die bestehenden Aktionäre stark verwässert wurden.
Eine bedeutende Neuerung im französischen Restrukturierungsrecht, das sogenannte „post-money“ Privileg, erlaubt es Gläubigern, die nach der Restrukturierung neue Finanzierungen bereitstellen, eine bevorzugte Behandlung ihrer bestehenden Schulden zu erhalten. Diese Regelung erhöht die Attraktivität für flexible Investoren, die bereit sind, zusätzliches Kapital bereitzustellen.
Im Falle von Atos führte die enge Zusammenarbeit zwischen Anleihegläubigern und Banken, die auf gleicher Rangstufe standen (pari passu), zu einer erfolgreichen Restrukturierung. Diese Struktur stärkte die Verhandlungsposition der Gläubiger und erhöhte die Chancen auf eine höhere Verwertungsquote ihrer Investitionen.
Fazit
Die Restrukturierung von Atos wird als klassisches Beispiel dargestellt, bei dem bestehende Eigentümer stark verwässert werden und Gläubiger durch die Umwandlung von Schulden in Eigenkapital die Kontrolle übernehmen. Flexible und gut informierte Investoren haben hier einen Vorteil, wenn sie in der Lage sind, große Positionen aufzubauen und aktiv an der Restrukturierung teilzunehmen.
Ein tiefgreifendes Verständnis der Restrukturierungsprozesse und eine flexible Investmentstrategie sind unabdingbar, um in einem komplexen Marktumfeld erfolgreich zu agieren. Die Möglichkeit, derivative Absicherungsinstrumenten wie beispielsweise Credit Default Swaps einsetzen zu können, ist hierbei von entscheidendem Vorteil.
Hier der Link zur umfassenden Analyse (PDF, in englischer Sprache): Link
XAIA Anlagestrategie im Erklärvideo (YouTube)
Fonds:
XAIA Credit Basis II – LU0462885301 / LU0946790796
XAIA Credit Debt Capital – LU0644384843 (I) / LU0946790952
Gesellschaft:
XAIA Investment GmbH